Barzdorf in der Übersicht

Barzdorf (Seite 4)

Die Dampfdruschgenossenschaft war eine der ältesten im Ländchen, und ein reger Schweinezuchtverein förderte diesen Betriebszweig. Eine gut organisierte Raiffeisenkasse besorgte den Geldverkehr, und alle drei Braunauer Brandschadensversicherungen hatten im Orte Untergliederungen. Barzdorf hatte ein Armenhaus und einen Gemeindekindergarten. Letzter Bürgermeister war Josef Spitzer, Hausnummer 116.

Um die Gemeinde, den Fortschritt und die öffentliche Wohlfahrt haben sich verdient gemacht: Franz Franz, Hausbesitzer, Cölestin Ansorge, Landwirt, Cölestin Ringel, Schlossermeister und August Ringel, Landwirt. Der Landwirt Josef Franz gehörte lange der Bezirksverwaltung an. Bis 1935 bildeten die Gemeindevertretung der Bund der Landwirte, die Sozialdemokraten und die christlich-soziale Partei; nach diesem Jahr war die sudetendeutsche Partei dort wie in allen anderen Orten die stärkste Partei. Der Anschluß der Gemeinde an das elektrische Stromnetz erfolgte 1913/14, die Wasserversorgung wurde unter dem Gemeindevorsteher Cölestin Ansorge in den Jahren 1921/22 erbaut. Im Dorfe bestanden ein Postamt, bis 1938 eine Zollamtsexpositur und eine Finanzwachabteilung. Ein regelmäßiger, täglich mehrmaliger Autobusverkehr erschloss den Ort. Die nächste Bahnstation für das Niederdorf war Ottendorf, sonst kam der Bahnhof Braunau in Frage. Im August 1922 brannten im Niederdorfe durch Funkenflug eine Reihe von Gehöften und Häusern nieder. Diese Katastrophe ist als "der große Brand" in die Geschichte des Dorfes eingegangen. Der Ort litt oft unter vernichtendem Hagelschlag.

Von der Beständigkeit der Erbfolge der Barzdorfer Bauerngeschlechter zeugt, daß die Besitzer des Hofes Josef Ringel ("Wolfa-Franze") mehr als 400 Jahre den gleichen Familiennamen trugen. Aus Barzdorf stammt August Klinke (1870 - 1932), der Sohn einer Auswandererfamilie, der Bischof von Valdivia war. Gebürtiger Barzdorfer war auch der Zentraldirektor der Fa. Benedikt Schroll's Sohn, Braunau, Josef Scholz (1856 - 1918), im ersten Weltkrieg Bürgermeister von Braunau. Den zahlreichen Opfern des ersten Weltkrieges errichtetet der Ort ein würdiges Gefallenenmal. Sehr schwer waren die Verluste im zweiten großen Kriege. Die meisten Dorfbewohner wurden bereits 1945 vertrieben.
17-12-2000
Heimatkreis Braunau/Sudetenland e.V.
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